Schüler protestieren

Demonstration: Schüler der Berufsbildenden Schulen des Albert-Schweitzer-Familienwerks Uslar fordern den Erhalt von Ausbildungsgängen. Foto: Frank Schneider

Kritik am Wegfall der Ausbildungsgänge der Familienwerk-Einrichtung

Uslar – An den Berufsbildenden Schulen (BBS) des Albert-Schweitzer-Familienwerks in Uslar regt sich Protest in der Schülerschaft. Grund ist, dass die BBS ab 2020 die neue Berufsausbildung Pflegefachfrau/mann anbietet und bisherige Ausbildungsgänge wegfallen.

Das ruft speziell die Schüler auf den Plan, die sich derzeit in der Ausbildung zu Pflegeassistenten (PAS) befinden. 13 hatten sich danach die Ausbildung zu Heilerziehungspflegern vorgenommen. Diesen Ausbildungsgang soll es aber dann in Uslar nicht mehr geben.

Hintergrund: Mit der Ausbildung zum Pflegeassistenten bekommt man den für die Heilerziehungspflege oder Altenpflege notwendigen Realschulabschluss. Das Problem: Der Besuch anderer Schulen mit diesen Ausbildungsgängen beispielsweise in Einbeck und Göttingen komme für viele nicht in Frage, weil sie keine Ausbildungsvergütung bekommen, zum Teil (je nach Wohnort) sogar Schulgeld bezahlen müssen: Sie können sich das ganz einfach nicht leisten.

Klassensprecherin Vivian Woythal ist sich beim Protest der Unterstützung aller anderen sieben Klassen an der BBS sicher und zeigt auf Unterschriftenlisten. Für die angehenden Pflegeassistenten war es wie ein Schlag ins Gesicht, als das Familienwerk vor zwei Wochen die Änderungen während einer Schülerversammlung verkündete, schildert Woythal.

Sie will nächste Woche bei einem Termin mit der Geschäftsführung des Familienwerks die Unterschriften übergeben und hofft vor allem auf eine Verlängerung des bisherigen Ausbildungsangebots in Uslar, damit die Betroffenen weitermachen können.

Die PAS-Schüler berichten, dass viele Arbeitgeber es bedauern würden, dass sie kein an der BBS in Uslar ausgebildetes Personal der bisherigen Ausbildungsgänge, die wegfallen, mehr bekämen. Die Berufsschulen des Familienwerks hätten einen guten Ruf. Deshalb würden auch so viele Schüler von außerhalb wie aus Hann. Münden oder Holzminden kommen.

Grundsätzlich betonten Woythal und ihre Mitschüler, dass sie nicht das Familienwerk angreifen, sondern Kritik am System üben. Wo gäbe es das denn noch, dass man für eine Ausbildung Geld bezahlen müsse, gerade im Bereich Pflege, in dem so viel Personal fehlt.

Moritz Spormann aus Holzminden beispielsweise müsse im schlimmsten Fall fünf Jahre Ausbildungszeit ohne Geld überstehen. Das sei kaum zu schaffen. Hinzu komme, dass die Schüler während ihrer Praktika volle Jobs übernehmen und nichts bekämen. Die Uslarer Schulen würden es immerhin durch ihr Ausbildungssystem ermöglichen, dass Schüler einen 450-Euro-Job übernehmen und sich eine Grundsicherung ermöglichen. Text: fsd